North Bend hat mich mit offenen Armen und Dauerregen empfangen. Das war aber nicht weiter schlimm, weil ich mir den ersten Tag für’s Einkaufen und Impfen reserviert habe. Da das Impfen aber einfacher ging als gedacht und der halbe Tag noch übrig war, gab es als Belohnung direkt nach der Impfung noch einen Ausflug auf den bei North Bend liegenden Mt. Si.
Tag 3: Jetzt geht’s ab in die Wildnis zum Middle Fork Campground – dachte ich. Das Trampen hat nicht geklappt. Kein Problem, dachte ich, dann laufe ich eben die 5 Stunden und halt nebenbei den Daumen hoch. Dafür bin ich ja hier. Zwei Stunden später erhalte ich eine erlösende Nachricht von Rusty und rufe ihn sofort zurück.
Es stellte sich heraus, dass ich für das Wandern und Zelten in der Alpine Lake Wilderness, also um das Middle Fork Campground herum, schlecht vorbereitet bin. Ich brauche mehr Schutz für mein Essen. Der geruchsneutrale Beutel, der auf dem PCT reichen soll, genügt hier nicht. Ein Ursack oder Bärenkanister muss her, da die Anzahl der Bären und Pumas hier doch sehr hoch ist.
Ich habe Rusty’s Rat angenommen und bin – super fröhlich – die zwei Stunden wieder zurück nach North Bend gelatscht. Und das war’s wert! Rusty hat mich aufgesammelt und wir sind zum nächsten REI gefahren, um einen Ursack zu kaufen. Ein Biertasting und zwei selbstgegrillte Burger später finde ich mich in meinem Zelt in Rusty’s Garten wieder.
Am nächsten Tag wurde mir eine exklusive Stadttour angeboten. Die konnte ich natürlich nicht abschlagen und so ging es zurück nach Seattle. Auf den Programm standen das Public market center mit dem farmers market, die Kaugummi Gasse, der VW Käfer zerquetschende Troll, die Ballard Locks inklusive der salmon letter und die weltberühmte deutsche Currywurst. Ja, die musste probiert werden. Nach spannenden 500$ Parkhauskosten im REI ging es zurück nach North Bend. Ich mein… ergibt Sinn, wir waren immerhin eine halbe Stunde im Parkhaus.
Und jetzt geht’s tatsächlich los: Nach diesen zwei sehr lehrreichen Tagen und mit Essen für einige Tage ausgestattet habe ich eine Fahrt zum Middle Fork Campground bekommen. Andere Menschen sucht man hier in der Woche vergebens. Also exakt wie geplant. Als erstes lockte die zwei Stunden Warm-Up-Tour zur Garfield Ledge mit einem wunderschönen Ausblick. Die Otter Falls waren das nächste Ziel. Damit ich mich dort aber nicht allzu wohl fühle, gab es zur Abwechslung mal Dauerregen. Naja… Es wäre gelogen, würde ich sagen, ich wäre verwundert. Diejenigen, die an den letzten Regen-Urlauben teilhaben durften, wissen wovon ich rede. Die neue Regenjacke konnte mittlerweile jedenfalls zur genüge getestet werden – sie hält dicht. Das leckere Abendessen wurde dann direkt am Taylor River zubereitet: Spicy Salami Ramen. Und plötzlich lief mir in der Dunkelheit das erste mal ein kalter Schauer über Rücken. Im Zelt liegend höre ich wie ein Tier versucht an mein Essen zu kommen. Der Ursack ist etwa 50 Meter vom Zelt entfernt knapp 2 Meter hoch an einen Baum aufgehängt. Ich bin nicht dafür bekannt besonders ängstlich zu sein, aber meine Neugierde war nicht groß genug um mit der Kopflampe aus dem Zelt zu bewegen. Der Ursack hat seinen Job jedenfalls erfüllt. Bis auf ein paar Kratzer sieht er aus wie neu.
Nach einer interessanten, aber kurzen Nacht ging es am nächsten Morgen zum Snoqualmie Lake. Die Stille an dem teilweise von Schnee bedeckten Bergsee war einzigartig. Nach ein paar Erdnussbutter-Salami-Wraps, die auf einmal sogar die Amis seltsam finden, und keiner Bärensichtung ging es wieder zurück zum Middle Fork Campground. Ihr werdet es kaum glauben, aber auf dem Rückweg habe ich zwei Menschen getroffen. Und am bereits Morgens auserkorenen Zeltplatz war Abends noch ein Dritter, Aaron. Und weil es einfach schön ist, hat Aaron mir ein Platz an seinem Feuer und gleich 4 Bier angebotenen. Nach interessanten Gesprächen und einer ruhigen Nacht wurde ich am nächsten Morgen wie besprochen von Rusty und ausnahmsweise der Sonne begrüßt.
Damit wir die Sonne aber nicht gleich überfordern, haben wir uns über komplett zugewachse Trails auf den Weg zum Big Tree gemacht. Dort haben wir einige sehr nette Worte mit James gewechselt. Hoffentlich sehen wir uns noch auf den PCT! Durch das überraschend gute Wetter konnte ich dann Mittags meine gesamte Ausrüstung trocknen. Das war seltsam! Und damit es nicht bei einer seltsamen Sache an diesen Tag bleibt, hat Rusty uns Abends Chili-Dogs auf den Lagerfeuer zubereiten. Für alle, die sich das gerade fragen: Jop, das sind Hot-Dogs mit Chili Con Carne übergossen und in Käse gepudert. Hier wird zur Sicherheit alles noch in irgendeiner Art und Weise mit Käse bedeckt.
Es sieht mittlerweile gut aus. In den letzten drei Wochen ist der Schnee von mehr als 200% überm Durchschnitt auf knapp unterm Durchschnitt geschmolzen. Heißt leider aber auch, dass viele Flüsse in kurzer Zeit extrem viel Wasser bekommen haben. Deshalb sind einige weggespült worden: https://m.facebook.com/groups/311858165575088/permalink/4001314043296130/
Zum Glück noch nicht gefressen worden…aber sonderlich beruhigend ist es nicht, zu wissen, was dort alles mit leerem Magen auf dich wartet 😉 <3
Hallo, das sieht ja schon einmal alles ziemlich klasse aus … Wie ist die Wetterlage für den Trail („schneetechnisch“)? Viel Spaß weiterhin und lass‘ die Bären in Ruhe 😉