Neuseeland – Road Trip
Neuseeland – Road Trip

Neuseeland – Road Trip

Bilder auf Polarsteps

Jetzt geht’s ab auf den Road Trip durch Neuseeland. Endlich bin ich etwas schneller unterwegs und habe theoretisch immer Schutz vor dem unberechenbaren Wetter. Das fühlt sich sehr gut an. Das schönste ist aber, dass ich von jetzt an alle wundervollen Momente mit Hanna teilen kann. Ich bin schon vor ihr in Christchurch und checke voller Vorfreude in unser Airbnb ein. Natürlich habe ich ein wenig ungesundes Essen für den Abend vorbereitet und mache mich anschließend zu Fuß auf den Weg zum Flughafen. Und dort laufen wir uns – natürlich in Zeitlupe, wie in jeder richtigen Schulze – entgegen, stolpern auf dem Weg, aber landen in unseren Armen. Oder so ähnlich… so behalte ich es einfach in Erinnerung. Das Suchen und durch den Flughafen irren lassen wir dabei lieber außen vor.
Im Airbnb gibt es nach der Dusche ein leckeres Dinner im Bett: Mit zwiebeln, Tomaten, Karpern, Feta und viel Käse überbackene Nachos und dazu selbst gemachte Guacamole und Aioli.
Am nächsten Morgen holen wir den Camper Van, einen ausgebauten T5, ab. Der sieht ganz solide aus, auch wenn man ihn die Jahre etwas ansieht und einige Dinge nicht so komplett richtig funktionieren. Das wäre aber auch zu einfach. Es gibt ein aufklappbares Bett, zwei Gaskochfelder und ein Waschbecken. Wir werden jedoch schnell von einer alten Bekannten aus Kroatien eingeholt: Der Abgaskontrollleuchte. Ohne, dass diese leuchtet, wäre der Roadtrip doch auch einfach nicht komplett. Die wichtigsten Nahrungsmittel werden eingekauft und dann werden das Abendessen und der Sonnenuntergang bei einem Bierchen direkt am Strand genossen. So kann es weiter gehen.
Und so schön geht es auch weiter, denn am nächsten morgen steht die Cookie Fabrik auf dem Plan. Kurze Zeit und etwa 2kg Cookies später machen wir uns auf den Weg nach Dunedin. Die Stadt ist deutlich niedlicher, als wir vorher gedacht hätten und viele Gebäude sind mit sehr schöner Street Art verziert. Es gibt wieder leckeres, frisches Abendessen und natürlich Schoki und Cookies und dann geht’s am nächsten Morgen von der Ostküste in die Berge.
Genauer gesagt geht es Richtung Milford Sound. Die Landschaft auf dem Weg zu diesem weltbekannten Fjord ist jedoch bei dem perfekten Wetter schon so unglaublich schön, dass wir spontan noch eine Wanderung zum Sonnenuntergang starten. Kurz 4 Stunden steil bergauf auf den Gertrude Saddle und dann weiter auf den Mount Christina. Oben angekommen sind wir völlig alleine und genießen einen atemberaubend schönen Ausblick auf den Milford Sound und die extrem steilen, schneebedeckten, umliegenden Berge. Das ist definitiv der beste Ausblick, den ich bis dato in Neuseeland habe. Ein riesiger, donnernder Felssturz und die kommende Dunkelheit überzeugen uns jedoch den Rückweg anzutreten – Safety first! Auf dem Weg nach unten erwartet uns aber noch eine Überraschung: 3 völlig verspielte Keas. Das sind super seltenen Bergpapageien. Ich habe es in dem gesamten Monat in der Wildnis des Te Araroa nicht geschafft diesen lustigen Vogel zu Gesicht zu bekommen. Und jetzt, an unserer ersten gemeinsamen Wanderung dürfen wir gleich 3 beobachten – Wahnsinn! Der Tag ist einfach der Hammer! Deutlich später als geplant kommen wir mit der Dunkelheit bei unserem T5 an und fahren nur noch fix zu einem 30 Minuten entfernen Campingplatz. Was für ein toller Tag?!
Der nächste Morgen begrüßt uns mit einer weiteren positiven Überraschung: Direkt neben unserem T5 befindet sich in dem Flussbett ein riesiges Meer aus Lupinen in allen Farben. Und dann geht es zum Milford Sound, dem eigentlichen Highlight in dieser Region. Wir sind früh morgens dort und werden wir von einem riesigen Strom an Touristen verfolgt. Das ist so gar nicht die Art, wie wir diese wunderschöne Natur genießen wollen. Wir beobachten das bunte treiben von diversen überfüllten Motorbooten, Flugzeugen, Helikoptern, Kajaks und Segelbooten für eine Stunde und machen uns langsam auf den Weg Bach Te Anau. Dort genießen wir erneut die Gastfreundlichkeit von Rosie und machen uns einen gemütlichen Nachmittag mit Eis am See.
Und nun wartet eine sehr besondere Tour auf uns. Wir fahren mit einem Schnellboot über den Lake Manapouri und anschließend mit einem Bus zu dem Doubtful Sound. Dieser Fjord ist deutlich schwerer zu erreichen als der Milford Sound und so genießen wir den Doubtful Sound auf einem Segelboot mit etwa 25 anderen Personen in völliger Abgeschiedenheit. Auf die Art können wir ohne Motorengeräusche diese unfassbare Natur genießen. Steile mit einer auf der Südhalbkugel beheimaten Buchenart bewachsenen Felswände mit unzähligen Wasserfällen, die in dem über 400 Meter tiefen Fjord fallen. Sehr spannend: Mit etwas 5% der Buchen sind in den steilen Felswänden verwurzelt. Die übrigen 95% hängen sich an eben diese Wurzeln und haben keinen Halt in dem Fels oder Boden. Dadurch kommt es zu Baumlawinen, wenn mehrere dieser so genannten Wurzelbäume durch Sturm aus der Felswand brechen und alle anderen Bäume mit in den Fjord reißen. Das hinterlässt gut sichtbare Narben an den Felswänden. Aber zurück zu unserer Tour. Am späten Nachmittag geht es in den durch die tiefen Wolken und den Nebel sehr mystisch wirkenden Fjord. Erst mit dem Kajak vom unseren Segelboot aus und anschließend folgt der Sprung mit der Badehose in das kalte Wasser. Erneut ein unglaublich schöner Tag, der mit Regenbögen und einem super leckeren Essen noch zwei weitere Highlights in peto hat. Schließlich geht er bei spannenden Gesprächen mit neu gewonnen Freunden aus den USA und Holland beim Sonnenuntergang zuende. Also kriechen wir in unsere Kojen.
Aber der Doubtful Sound hat noch mehr für uns parat. Nach dem leckeren Frühstück am nächsten morgen spotte ich eine Schote Bottelnose Delphine. Später sehen wir noch eine Robbe und einen kleinen Pinguin – Einfach der Wahnsinn! Die Tour hat sich definitiv gelohnt.
Am nächsten Tag wollen wir über Queenstown zum Mount Cook. Da wir uns unterwegs eingestehen müssen, dass die letzten beiden Tage etwas an unserem Energie level genargt haben, ändern wir spontan unseren Plan und bleiben in Queenstown bei Christina, einer Freundin von Hanna aus dem Yogalehrer Training. Wir werden sogar zum Pizza essen eingeladen und lassen den Abend anschließend mit Gin Tonic ausklingen. Da wir den nächsten Morgen nicht so richtig früh aus den Federn kommen, haben wir das Glück, dass uns auch noch ein leckeres Frühstück angeboten wird. Dazu können wir natürlich nicht nein sagen. Zusätzlich steht jetzt der Plan, dass wir Christina und ihren Mann Toby in 5 Tagen, am 22.12. zu einem gemeinsamen Christmas Dinner gemeinsam mit anderen Freunden vom Yogalehrer Training besuchen.
Aber vorher geht es für uns weiter zum Mount Cook, dem höchsten Berg Neuseelands. Wir haben uns für den Abend einen freedom Campingplatz direkt am Lake Pukaki raus gesucht, wollen aber vorher auch noch in den für seine blaue Farbe bekannten Lake Tekapo hüpfen. Das wird dann auch mehr oder weniger gemacht. Aus dem hüpfen wird eher ein super elegantes über Steine stolpern, aber was tut man nicht alles für ein Bad. Im Anschluss gönnen wir uns noch 1 Liter Schokoeis und dann geht’s zu dem Camping spot. Und dort haben wir richtig Glück. Wir können von hier schon den ersten Blick auf den sonst fast immer in den Wolken versteckten Mount Cook erhaschen. Die Aussicht ist wieder einmal wunderschön. Wir gönnen uns in der untergehenden Sonne noch eine Session Acro Yoga in dieser schönen Kulisse und dann geht’s ans Abendessen: Couscous mit Feta, Tomaten, Spinat und Walnusskernen.
In der Nacht gegen 4 Uhr heißt es zusammen packen. Wir machen uns früh auf den Weg zum Tasman Glacier, um von dort mit dem Mount Cook im Hintergrund den Sonnenaufgang zu erleben. Und der Plan geht perfekt auf. Kurz bevor die Sonne aufgeht bekommen wir einen klaren Himmel und damit einen Blick auf Mount Cook. Nur etwa 15 Minuten später zieht eine dicke Wolkendecke in das Tal und man kann die Berge nur noch erahnen. Nach einem entspannten Frühstück und ein bisschen Erholung geht es jetzt relativ spontan noch auf den schönsten, aber auch anstrengendsten Trail in der Umgebung: Den Müller Hut Trail. Der steile Aufstieg wird anfangs noch von den Schatten spendenen Wolken erleichtert, wandelt sich später in eine kleine Herausforderung. Das ist ist aber definitiv wert, denn schon auf den Weg nach oben tauchen wir in eine der schönsten Berglandschaften, die ich je sehen durfte, ein. Wir klettern spontan noch deutlich höher auf dem Grad zum Mount Sealy und genießen dort in aller Ruhe bei ein paar Snacks und Bier die unglaublich schöne Landschaft. Gletscher, Gletscherseen und sehr steilen Bergkämme mit schneebedeckten Spitzen werden nur von dem alles überragenden Mount Cook in den Schatten gestellt. Und natürlich ist es interessant das Armeisengewusel der Menschenmengen unten im Tal zu beobachten. Nach dem unvermeidbaren etwa 1500 Meter tiefen, steilen Abstieg fühlen sich die Knie kurz so an, als würden die sich lieber einen anderen Besitzer suchen. Dürfen sie aber nicht, es warten schließlich noch ein paar Berge auf uns.
Wir gönnen uns einen komplett entspannten nächsten Tag, an dem wir bis 15 Uhr nur sporadisch aus dem Van kriechen. Die Aussicht aus den Van ist aber auch schon der Hammer. Nachmittags geht’s nach etwas hin und her überlegen noch auf den Hooker Valley Trail, damit wir uns das Abendessen auch verdienen. Und die Entscheidung war gold richtig. Am Ziel, dem Hooker Lake, der direkt aus dem Mount Cook Gletscher entspringt, springen wir noch fix in den Gletschersee. Natürlich nur, weil wir die Dusche vermissen und mal ein Bad brauchen. Das war so notwendig, dass auch die Eisberge uns nicht abhalten konnten. Ein perfektes Ende des entspannten Tages!
Weiter geht’s nach Wanaka, wo sich nach einem leckeren Eis unsere Shopping Qualitäten herausstellen. Wobei wir noch an unserem Zeitmanagement arbeiten müssen. Denn nach ein paar Stunden sind wir völlig überrascht, dass fast alle Läden schon geschlossen sind. Wir realisieren, dass der Tag vorbei geflogen ist und holen uns fix ein Sub und Ginger Bier. So kann man den Tag auch verbringen.
Die nächste Nacht ist wieder sehr kurz, weil wir uns um 2:40 Uhr auf den Weg zum Roys Peak machen, um von dort den Sonnenaufgang zu sehen. Viel Schinderei und ein paar Stunden Nachtwanderung später kommen wir an dem schönen Aussichtspunkt an. Was wir zwar wussten, was uns jedoch schockt: Es bildet sich schon zum Sonnenaufgang hinter uns eine Schlange für ein Foto von diesem super tollen, aber definitiv auch nicht sooo tollen Spot. Das ist wild und so gar nicht die Art und Weise, wie ich den Sonnenaufgang genießen wollte. Aus dem Grund und weil Hanna trotz 27 Schichten im Nieselregen zu erfrieren droht, machen wir fix das obligatorische Foto und klettern weiter auf den Gipfel. Der macht mit seinen zwei Sendemasten nicht ganz so viel her, aber hier sind wir alleine uns genießen ein kleines Frühstück. Langsam, aber sicher gewinnt auch die Sonne an Kraft, wodurch uns beim Abstieg schon wieder sehr warm wird. Also folgt unten angekommen der wohl verdiente Sprung in den kalten Lake Wanaka. Da es gerade erst kurz nach 9 Uhr morgens ist, schauen die anderen Menschen doch etwas verdutzt, als wir ins kalte Nass hüpfen. Oder es liegt daran, dass wir das einfach fix in unserer Unterwäsche machen. Wer weiß das schon?! Ein zweites, kleines Frühstück wärmt uns auf und wir kuscheln uns direkt am Strand vom Lake Wanaka ein und wachen erst ein paar Stunden später wieder auf. Das ist doch mal ein etwas anderer, aber am Ende super schöner Start in den Tag. Nach der Erholung geht es auf einer süßen Straße durch die Berge zurück nach Queenstown. Einen kleinen Bummel später gönnen wir uns den gehypten Ferge Burger und sogar Hanna ist überzeugt. Die Größe der Bürgers überfordert und aber etwas, weshalb wir auf das geplante Eis im Anschluss schweren Herzens verzichten. Das tut schon etwas weh, aber die Aussicht bei unserer Runde durch die Queenstown Gardens entschädigt dafür.
Nachdem wir das Eis dann natürlich am nächsten Tag genießen, splitten wir uns auf. Hanna trifft ein paar Mädels vom Yogalehrer Training, mit denen wir abends gemeinsam unser Christmas Dinner zelebrieren wollen und ich fahre mit dem T5 in die Werkstatt – Yippee! Der T5 macht Probleme beim ablassen des Schmutzwassers und was ist wohl die Lösung in der Werkstatt? Der abgebrochene Hahn wird mit einer Zange geöffnet, Wasser kommt dennoch nicht raus, aber ich soll mit dem offenen Ventil jetzt rum fahren – Problem gelöst. Das fühlt sich auf einmal wieder verdächtig nach den Fijis an. Ich schaue kurz etwas stutzig und weiter geht die Fahrt.
Meine Motivation mit den Mädels durch die Stadt zu bummeln hält sich ehrlich gesagt in Grenzen. Deshalb entscheide ich mich spontan von Arrowtown auf den Gipfel des Big Hills zu laufen. Beim Trail running stolpere ich sogar wieder auf einen kleinen Abschnitt des Te Araroa. Da kommen kurz ein paar Erinnerungen wieder hoch, die leider auch beim runter laufen bleiben, weil es gewittert und ich dabei noch 6 Flussquerungen machen darf. Aber das fühlt sich nicht so wild an, wenn man weiß, dass anschließend die warme Dusche wartet. Den Abend lassen wir dann bei dem leckeren Christmas Dinner und anschließenden Kartenspielen mit Gin Tonic ausklingen. So lässt es sich genießen.
Jetzt geht’s ab Richtung Norden an der Westküste. Natürlich mit einem kurzen, verregneten Stop mit schlechtem Blick auf die schon weit zurück gegangenen Fox Glacier und Franz Josef Glacier. Leider bei dem Wetter und mit der Aussicht kein großes Highlight.
Am Heiligabend schauen wir uns im Kiwi Sanctuary neben Glühwürmchen, riesigen Aalen und anderen interessanten Meeresbewohnern auch die ersten lebendigen Kiwi an. Es ist schon spannend diese kleinen, nachtaktiven Laufvögel live zu sehen. Einen wiederum von Regen getrübten Strandspaziergang in der Nähe von Greymouth später, bereiten wir unser extravagantes Abendessen vor: Guacamole mit Nachos und anschließend eine abartig süße Crêpes Torte oder eher Tortur. Die gibt’s vermutlich selbst für mich nicht noch einmal.
Der erste Weihnachtsfeiertag hat deutlich besseres Wetter in petto und so stoppen wir auf dem Weg zum Abel Tasman National Park spontan an einem versteckten Naturswimmingpool im Motueka River. Wir schwingen einige Male mit einem an einem Baum befestigten Seil in Richtung Wasser und machen Weltrekord verdächtige Sprünge in das kalte Nass. Das tut nach der Hitze im T5 sehr gut. Am Abel Taman müssen wir dafür etwas mehr leisten. Nach einer 1,5 stündigen Wanderung kommen wir am Apple Tree Beach an und können fast alleine diese unglaublich schöne Landschaft genießen und uns natürlich im Pazifik runter kühlen. Das sind dann wohl diese anderen Weihnachten, von denen ich hier so häufig gehört habe. Weihnachtsstimmung haben wir jedenfalls nur sehr selten, wenn wir die häufig grässliche… ähm … natürlich wunderschöne … Weihnachtsdeko sehen.
Der zweite Weihnachtsfeiertag wird der vermutlich bisher längste. Wir starten um 03:45 Uhr, damit wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang beim Wharariki Beach sind. Das Wetter soll an dem Strand nur diesen einen Tag der gesamten nächsten Woche sehr gut sein. Zu unserer Überraschung haben wir den Sonnenaufgang an diesem einzigartigen Strand völlig für uns. Ein komplettes Fotoshooting später sehen wir mit den ersten Lichtstrahlen eine kleine Gruppe von 4 Robben am Strand spielen. Was will man mehr?! Nur etwa 15 min später beobachten wir den Kopf einer endlos langen Menschenschlange sich langsam Richtung Strand schlängeln. Wir machen uns auf den Weg zurück zum T5 und relaxen für ein paar Stunden, bevor wir zur Ebbe wieder in Richtung Strand und Robben schlendern. Dort sind wir erstaunt wie viele Steinbögen und Höhlen es in allen Größen und Formen an dem vorher nicht erreichbaren Teil des Strandes zu erkunden gibt. Ich bin komplett begeistert und der Meinung noch nie an so einem schönen Strand gewesen zu sein. Was diesen Ort einfach so schön macht, ist die unberührtheit der Natur. Es gibt hier keine Straßen, Verkaufsstände, Lärm oder Müll. Einfach nur wunderschöne Sandstrände mit Gesteinsformationen und einer großen Menge Wildlife.
Es geht noch fix auf eine etwa 3 stündige Wanderung zu dem Farewell Point, an dem die Maori schon vor langer Zeit Abschied von den Geistern ihrer Verstorbenen genommen haben. Ein sehr mystischer und beeindruckender Ort, den wir wieder völlig alleine genießen dürfen. Und nun geht es auf dem gleichen Trail zurück zum Wharariki Beach, damit wir den Tag dort mit dem Sonnenuntergang perfekt abschließen können. Im Vergleich zum Sonnenaufgang teilen wir uns den Untergang mit bestimmt 30 anderen Menschen. Das aber aus einem guten Grund, denn der Himmel über dem Wasser und hinter den Steinformationen färbt sich Dunkelorange – Wunderschön! Damit Hanna den Moment auch entsprechend genießen kann, habe ich einige warme Klamotten und natürlich Kekse eingepackt. Es ist darauf verlass, dass der Rucksack immer perfekt auf alles vorbereitet ist. Im Dunkeln suchen wir uns so schnell es geht einen Parkplatz und können gegen 23 Uhr ein kurzes Weihnachtstelefonat mit den Lieben zuhause zu führen. Wir suchen uns mittlerweile extrem müde einen Platz für die Nacht und beenden den etwas anderen zweiten Weihnachtstag gegen 01:00 Uhr nachts nach etwa 21 Stunden. Was für ein einzigartiges Erlebnis?!
Damit nähert sich die Rundreise auf der Südinsel schon stark dem Ende. Den letzten Tag radeln wir mit Fahrrädern durch die Marlborough Weinregion bei Blenheim und stoppen nicht nur für Weintastings, sondern natürlich auch bei der Schokoladenfabrik für ein Schoko tasting. Und wir sind uns einig, dass das Schoko tasting den ersten Preis gewinnt. Ich muß ehrlich gestehen, dass mich alles andere auch gewundert hätte. Den letzten Abend auf der Südinsel schaffen wir es dann tatsächlich sogar das erste mal richtig entspannt essen zu gehen. Ein gelungener Abschluss dieser traumhaft schönen Reise durch die vielseitige und atemberaubende Natur der Südinsel Neuseelands.
Jetzt wartet die Fahrt mit der Fähre nach Wellington auf uns. Dabei geht es anfangs durch die schöne Fjord Landschaft nördlich von Picton und dann über das offene Meer zur Nordinsel. In Wellington finden wir einen Spot für die Nacht direkt am Strand und genießen den Sonnenuntergang mit Nudeln, Spinat, Feta und gebratenem Lachs. Natürlich fehlt auch das obligatorische Gingerbier nicht. Wir merken jedoch beide, dass die Stimmung insgesamt etwas getrübt ist und wissen nicht so recht wieso. Es stellt sich heraus, dass wir beide einfach das Gefühl haben, dass sich der Roadtrip langsam aber sicher dem Ende nähert mit dem Sprung auf die Nordinsel. Das Regenwetter trägt auch seinen Teil dazu bei.
Aber was könnte man dann anders machen, als bei dem Regen über kurze Teile des Te Araroa in die Innenstadt zu gehen und einen leckeren, warmen Brownie mit Eis zu essen?! Die Stimmung ist sofort wieder auf dem Höhepunkt. Wie könnte es auch anders sein?
Jetzt geht es aber schnell wieder raus aus der großen Stadt, die uns nach der Zeit auf der Südinsel etwas überfordert. Die Limestone Creek Glowworm Caves rücken in unseren Fokus. Diese sind nicht die größten Höhlen mit zahllosen Glühwürmchen, aber dafür können wir sie alleine
genießen und müssen den Moment nicht mit hunderten anderen Touristen teilen. Und als kleinen Bonus muss man nicht einmal dafür bezahlen. Also ab auf die kleine Wanderung in dem Limestone Creek. Ja, damit meine ich im Creek. Wir watscheln knöchel- bis hüfttief in diesem kleinen Fluss teils durch vollständige Dunkelheit. Als der einzige andere Kerl, dem wir hier über den Weg laufen, plötzlich komplett baden geht und wir merken, dass es ohne schwimmen zu gehen kein weiterkommen gibt, wird der Rückweg angetreten. Ein neues und etwas unerwartetes Abenteuer.
Für Silvester fahren wir zum Lake Taupõ, dem größten See Neuseelands. Da wir scheinbar für die Feiertage schlechtes Wetter gebucht haben, gibt es bis kurz vor Mitternacht Gewitter und Sturm. Ab einem gewissen Punkt tropft es sogar ins Auto. Silvester Stimmung kommt ehrlich gesagt bis zum Ende nicht auf, aber wir kuscheln uns im T5 ein und machen uns einen gemütlichen Abend. Zum Neujahr können wir ohne Regen das offizielle Feuerwerk über dem Lake Taupõ genießen. Es gibt hier neben dem offiziellen Feuerwerk der Stadt keinerlei geknalle oder privates Feuerwerk. Und dann geht es gegen 01:00 Uhr schnell ins Bett.
Denn am 01.01. sind wir gegen 04:45 Uhr nach einer kurzen Nacht schon auf dem Weg zum Tongariro National Park. Dieses ist einer der wenigen Tage im Jahr, an dem die, oft als beste Tageswanderung bezeichnete, Tongariro Crossing nicht völlig überlaufen ist. Der Grund ist simpel: Die Wanderung ist kein Rundweg und dauert gerne über 8 Stunden mit 20 km und etwa 1300 hm. Anschließend geht es für fast jeden Wanderer per Shuttle zurück zum Auto am Startpunkt. Diese Shuttle Unternehmen haben jedoch am 01.01. allesamt geschlossen. Der Tipp, den wir von Lokals bekommen haben, ist: Am Ende der Crossing parken und starten und nach dem Höhepunkt, dem Red Crater, umdrehen. Dieser Vulkan mit seinem imposanten Krater ist den Herr der Ringe Fans als Mount Doom bekannt. Auf dem Anstieg können wir die Landschaft jedoch nicht genießen, denn nach etwa 20 Metern Sicht verschwindet alles in einer dicken, weißen Wolkendecke. Hanna freut sich (mal wieder) über eisige Temperaturen, leichten Regen, Hagel, etwas Schnee und Wind, der einen wortwörtlich von den Beinen fegt. Und eisig ist in dem Fall ebenfalls wörtlich gemeint. An meinen Rucksack bilden sich nach und nach kleine Eiskristalle. Das ich gerne etwas an den Krater verharren möchte, um diesen später hoffentlich bei besserem Wetter zu Gesicht zu bekommen, bringt bei Hanna regelrecht Freudentränen hervor – oder auch einfach nur Tränen. Zum Glück kann sie aber im Vergleich zu den Füßen ihre Hände noch spüren. Und das Schöne an einer Vulkanlandschaft ist in dieser Situation, dass an einigen Stellen heißen Dampf aus dem Boden austritt und beim aufwärmen hilft. Nach einer Stunde Warterei starten wir jedoch traurig ohne vorher jegliche Aussicht genießen zu können den Rückweg. Und plötzlich passiert es: Aus dem Nichts reißt der Wolkendecke auf und es eröffnet sich eine riesige, atemberaubende Vulkanlandschaft mit Seen in allen Größen und Farben, die sich zwischen verschieden großen und alten Kratern gebildet haben. Und auch der Red Crater lässt sich zu meiner Freude blicken. Am Ende haben sich all die Strapazen gelohnt und auch Hanna ist hellauf begeistert. Sie zeigt es nur etwas später, wenn das Gesicht wieder aufgetaut ist.
Zurück beim Parkplatz angekommen, geht’s es für mich daran den nächsten Traum zu verwirklichen: Einen Fallschirmsprung. Es müssen noch kurz die Wetterbedingungen geprüft werden und dann geht’s los. Schnell zurück nach Lake Taupõ und ab zum Flughafen. Gefühlt nur ein paar Minuten später sitze ich nach einer kurzen Einweisung schon in dem kleinen Propellerflugzeug und genieße die Aussicht über dem riesigen, mittlerweile wolkenlosen See. Und bevor ich mir ernsthaft Gedanken machen kann, ob ich gerade nervös, völlig k.o. oder sogar einfach entspannt bin, sitze ich an der offenen Flugzeugtür. Der Fahrtwind… oder heißt es Flugwind? … weht mir um die Ohren und ich schaue runter. Es kribbelt kurz im Bauch und ich bin von der Aussicht begeistert. Mein Blick geht jetzt aber, wie vorher besprochen, nach oben und schon falle ich
aus dem etwa 4500 m hoch fliegendem Flugzeug Richtung See. Überraschenderweise ein wahnsinnig schönes Gefühl. Das Adrenalin schießt in meinen Körper, aber selbst im freien Fall von knapp einer Minute mit maximal 200 km/h genieße ich diesen unvergleichlichen Moment und die wunderschöne Aussicht. In der Ferne kann ich sogar den Mount Tongariro erkennen, auf den wir morgens noch geklettert sind – Einfach der Wahnsinn! In dem anschließenden Gleitflug mit dem Fallschirm darf ich sogar für ein paar Minuten die Steuerung übernehmen. Mir wird gesagt, dass ich gerne kräftig an den Steuerleinen ziehen darf und das tue ich natürlich auch. Es fühlt sich an, wie das Fliegen eines Lenkdrachens, nur, dass man selbst oben ist und den Wind und die Aussicht genießen kann. Ich ziehe links richtig schön kräftig und wir fliegen eine sehr schnelle, enge Spirale nach unten. So macht das nochmal mehr Spaß. Nach ein paar Runden bittet mich mein Tandem Guide, doch kurz rechts zu ziehen und geradeaus zu fliegen – Upsi. Was für eine tolle Erfahrung. Für die Landung gebe ich die Kontrolle dann gerne wieder ab. Mit der problemlosen Landung, über die ich mich natürlich freue, ist der Sprung schneller vorbei, als mir lieb ist und ich würde am liebsten gleich nochmal. Das gibt das Reisebudget jedoch nicht her und so langsam meldet sich nach diesem sehr langen, unglaublich schönen Tag auch der kleine Hunger. Wir beenden den Tag mit einem leckeren Essen und einmal mehr Gingerbier. Das ist ein etwas anderer, sehr aufregender Neujahrstag, an den ich mich lange erinnern werde.
Den nächsten Tag lassen wir es etwas langsamer angehen und verlassen das Bett erst gegen 11 Uhr, um zu frühstücken. Dann geht es noch etwas näher an den Lake Taupõ. Wir leihen uns Kajaks aus und paddeln zu einem besonderen Ziel: Nur vom See aus sichtbare, bestimmt 20 m hohe, in den Fels gehauene Skulpturen der Maori. Bei dem Anblick konnte ich nicht anders, als zu hinterfragen wie man etwas so gewaltiges aus einem Fels regelrecht schnitzen kann.
Am Ende unserer unglaublich tollen Zeit in Neuseeland schließen sich jetzt noch mehrere Kreise. Erst kehren wir zurück zu Silvana, einem Trail-Angel aus Auckland. Unsere erste Nacht in Neuseeland, bevor ich auf den Te Araroa und Hanna zum Yogalehrer Training aufgebrochen sind, haben wir schon bei Silvana verbracht. Und sie ist super gespannt alle unsere Erlebnisse und Erfahrungen zu hören. Wir genießen ein leckeres Abendessen aus gegrillten Steak und Gemüse zusammen und relaxen anschließend bei entspannter Musik und völlig überraschend einem Puzzle vom Mount Cook. Bantley, der super liebe Hund von Silvana, trägt natürlich seinen Teil zu diesem schönen Wiedersehen bei.
Ein zweiter Kreis schließt sich, als wir Lisa, einen weiteren Trail-Angel aus Auckland, wieder sehen. Wir haben vor dem Trip auf die Fijis unser Aufgabegepäck bei ihr deponieren dürfen und machen das gleiche jetzt noch einmal für unseren Trip nach Sydney. Nebenbei stellen wir fest, dass sie auch aus Deutschland kommt. So klein ist die Welt.
Bezüglich Sydney: Hier schließen wir den letzten, sehr spannenden Kreis. Wir nehmen spontan die Einladung unserer auf den Fijis gewonnenen Freunde Jan und Nikol an, ändern unseren Reiseplan und fliegen für knapp eine Woche nach Sydney.

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