Fiji
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Bilder auf Polarsteps

Ich muss gestehen, nach etwa 50 Stunden Reisezeit haben wir kurz unser Leben hinterfragt. Bei unserem kurzen Stop in Auckland konnten wir unseren Koffer fix bei Trail Angels raus werfen – Danke Lisa! Und anschließend sind wir ohne größere Hindernisse in Nadi auf den Fijis angekommen.

Jetzt müssen wir nur noch zu unseren Airbnb auf der Insel Wayasewa kommen. Dafür gibt es eine Fähre, die 1x am Tag die Yasawa Islands, zu denen auch Wayasewa gehört, abfährt. Die nehmen wir aber nicht, weil das ja zu einfach wäre. Wir landen etwas zu spät und können die Fähre nicht erreichen und so geht es im Taxi zum Lautuka Hafen. Dort holt uns Mali, der Host des Airbnb ab. Wir haben ja mit viel gerechnet, aber nicht mit dem was dann folgen sollte. Das Geld für die Überfahrt haben wir Mali direkt gegeben, damit der Sprit für die Überfahrt gekauft werden kann. Und dann geht’s zum Boot. Die Bezeichnung „Boot“ hat es nur damit verdient, dass es schwimmt. Ich habe definitiv schon größere Ruderboote gesehen. Folgend sprechen wir also eher von einer 2 bis 3 Meter langen Nussschale mit Außenborder. Damit ging es dann gute 2 Stunden über den offenen Pazifik zum ersten Ziel. Sagen wir einfach die Sicherheitsstandards entsprachen nicht vollumfänglich dem, was man in Deutschland zulassen würde. Als wir wieder Land in zumindest eine Richtung gesehen haben, sind die Bedenken bzgl. der offensichtlich nicht als notwendig erachten Anwesenheit von Rettungsringen oder Schwimmwesten etwas zurück gegangen. Am Ende sind wir von den Wellen völlig durchnässt, aber eine interessante Erfahrung reicher auf Wayasewa angekommen. 

Dort in dem Homestay sind wir in eine andere Welt eingetaucht – super simpel und völlig entspannt. Und wir haben Nicole und Jan kennengelernt. Mit dem tschechisches Pärchen, das in Sydney lebt, hatten wir sofort ein Match. Und natürlich hatten die beiden zufällig auch das gleiche 2. Homestay gebucht wie wir, wodurch wir quasi die gesamte Zeit in Fiji zusammen verbringen sollten. Bei Rum Cocktails konnten wir den wunderschönen Sonnenuntergang anschauen und später im Dunkeln gemeinsam am scheinbar zum Leben erwachten Strand Krabben und Einsiedlerkrebse fangen. Das nenne ich mal im Paradies angekommen. 

Dabei muss man natürlich sagen: Ein 5 Sterne Urlaub ist es nicht. Die Natur ist unbeschreiblich schön, aber man muss bei grundsätzlichen Dingen Abstriche machen. Das Trinkwasser ist zweifelhaft, Privatsphäre nicht vorhanden und Schlafen klappt ohne Ohropax kaum. Wir wohnen eben mittendrin im Familienalltag. 

Um halb 6 stehe ich mit dem Sonnenaufgang auf und genieße diesen am 20 Meter entfernen Strand. Dann kann ich meinen Augen kaum glauben. Ein Einheimischer taucht ein paar Meter von mir aus dem Wasser auf und greift nach oben auf einen Felsen. Mit dem gezielten Griff fängt er sich einfach so mit der bloßen Hand einen Vogel. Bevor ich meinen Mund vor Staunen wieder zu bekomme, wirft er den Vogel zu seinem Kumpel und der fängt den auch noch. Wie krass sind die denn hier bitte drauf? Ich weiß nicht, aber vielleicht ist das ja ein besseres Training als mit Bällen?! 

Wie auch immer… für uns geht es jetzt wieder mit der Nussschale aufs offene Meer. Das Schnorcheln mit dem Riff-Haien steht an. Nach 30 Minuten Fahrt sind wir im Nirgendwo angekommen und sollen einfach aus der Nussschale in den offenen Pazifik springen – wieso auch nicht. Schön, dass Nicole und Jan uns auch hier begleiten. 

Im Wasser angekommen sehen wir schon nach wenigen Sekunden die ersten 3 Haie und der Puls geht direkt durch die Decke. Hanna versteckt sich anfangs noch in sicherer Entfernung. Die 10 Meter schafft der Hai nie, bevor sie wieder in die Nussschale geklettert ist. Wir merken aber schnell, dass die Haie wirklich nicht interessiert an uns scheinen und das Schnorcheln mit ihnen wird nach und nach normaler. Als wir jedoch am Nachmittag direkt vor dem Homestay beim Schnorcheln vom Strand auch noch einen Hai in kürzester Entfernung sehen, kommt das anfängliche Kribbeln wieder. Später hören wir sogar noch von einer Schnorchlerin, die auffällig schnell aus dem Wasser stürmt, weil sie einen Bullenhai direkt vorm Strand gesehen hat. Was einen dabei so erschrecken lässt, ist, dass das Tier einfach mal 5x so groß ist wie alle anderen Fische, die man dort sieht. Und auch diese riesigen Haie sind bei der eingeschränkten Sichtweite doch immer sehr plötzlich da.

Am nächsten Tag wollte ich mein Glück dann noch einmal anders auf die Probe stellen. Beim Schnorcheln nehme ich unbewusst mein Handy in der Hosentasche mit. Da ich immerhin clever genug war die Tasche zuzumachen, durfte das Handy auch wieder mit an Land kommen. Das Wasser konnte es, wie auch von Hersteller groß umworben, gut ab und ich habe mir erstmal nicht weiter Gedanken darüber gemacht, dass ich es aktuell aufgrund der nassen Ladebuchse nicht aufladen kann. Das soll uns später jedoch noch einige nerven kosten. 

Unser weiterer Plan ist, mit der Nussschale die 5 Minuten zur Fähre gebracht zu werden und mit dieser dann zum nächsten Homestay am White Sandy Beach zu schippern. Leider hatten wir jedoch ein DB Erlebnis: Natürlich sind wir vorbildlich rechtzeitig fertig und warten auf unseren Shuttle zu der Fähre. Der ist aber in der Fiji Time hängen geblieben und weder die Nussschale, noch die Fahrer sind auffindbar. Also blieb uns nicht mehr, als verdattert am Traumstrand zu stehen und der Fähre beim vorbei fahren hinterher zu winken. Scheinbar wurden mit der Nussschale neue Gäste aus Lautuka abgeholt und das ganze hat länger gedauert, als geplant. Wie auch immer… als Resultat fliegen wir jetzt mit 5 Personen in der Nussschale der Fähre hinterher und haben uns ein Rennen zu dem nächsten Stop geliefert. Dabei habe ich das erste mal die Einheimischen im Stress gesehen – Eine interessante Abwechslung. 

Beim Homestay in White Sandy Beach auf Naviti angekommen, sind wir erstmal sprachlos. 5 kleine Hütten reihen sich nebeneinander direkt an einem kilometerlangen, menschenleeren Traumstrand. Da konnte nur ein Gedanke kommen: Jetzt sind wir wirklich im Paradies angekommen. Beim Empfang durch die Hosts wird aber erst richtig klar, wo wir hier gestrandet sind. In einem zerfallenen ehemaligen Resort, das die Hosts wieder in die Spur bringen wollen. Die gesamte Insel wurde durch Covid in die Knie gezwungen. Aktuell hoffen die neuen Besitzer auf Zuschüsse von der Regierung für den Wiederaufbau der gesamten Anlage inklusive des ehemaligen Juwels: Des komplett geplünderten und zerfallenen Tauchladens.

Wir finden uns also mit folgenden Bedingungen konfrontiert: 

– Es gibt kein Trinkwasser, außer jeweils ein Glas Saft zu den 3 Mahlzeiten. Da behelfen wir uns mit dem sammeln und öffnen von Kokosnüssen und natürlich auch mit meinem Wasserfilter. Da hat es tatsächlich einen riesigen Vorteil, dass ich meine Wanderausrüstung mit nach Fiji genommen habe. 

– Es gibt kein fließendes Wasser, weil die Leitungen kaputt sind. Das heißt die Toilette muss teilweise mit einem Eimer Meerwasser gespült werden und das Duschen ist eine Ausnahme. Klappt aber auch super, wenn man sich erstmal damit abgefunden hat. 

– Es gibt kein Strom. Der erste Gedanke war: Was solls, ich kann mein Handy ja sowieso nicht laden. Dann fiel uns abends aber auf, dass das auch bedeutet es gibt nach dem Sonnenuntergang um etwa 18 Uhr keinerlei Licht. Der Tisch fürs Abendessen wurde dann von einer kleinen Solarlampe beleuchtet. Gut, dass ich meine Kopflampe dabei habe. 

– Die Moskito Netze haben aufgrund der Löcher eher eine dekorative Funktion. Wir bekommen aber von dem Host auf Anfrage sogenannte Moskito Coils. Die zündet man an und vertreibt so die Moskitos. 

– Mäuse versuchen sich in unsere mitgebrachten Snacks zu knabbern, aber die habe ich dann nachts einfach mit meinem Gürtel an den nicht funktionierenden Deckenventilator gehangen.

Zusammengefasst muss man dort etwas experimentierfreudig sein, aber dann findet man auch für alles eine Lösung. Und gerade durch genau diese Umstände kann man die Natur umso besser genießen. Es gab abends zum Beispiel nicht viel anderes zu tun, als sich sehr gemütlich ans Feuer zu setzen oder am dunklen, menschenleeren Strand die Sterne zu beobachten. Nach dem ersten kleinen Schock über die Situation haben wir zu 4t eine einmalige, unvergesslich schöne Zeit genossen. 

Natürlich musste die Gegend erst einmal komplett erkundet werden. Dabei kam schon ein post-apocalyptisches Gefühl auf. Der Jungle hat sich viele der vorher geplünderten Gebäude schon zurückgeholt. Wir entdecken jedoch auch etwa 20 Solarpanele. Da kann nur der Gedanke kommen: Wieso nutzt die niemand? Später erfahren wir, dass die Solarpanele einwandfrei funktionieren, aber das Geld fehlt die Batterie reparieren zu lassen. Dieser Ort könnte mit etwas Geld und ein paar helfenden Händen sehr schnell wieder aufblühen. 

Natürlich machen wir auch den angepriesenen Sunset-Point hike, bei dem jedoch eher die Moskitos anstelle des Sonnenuntergangs das Thema waren. Es war schon schön, aber ganz ehrlich: Vom Strand ist der Sonnenuntergang einfach deutlich schöner. 

Die Hosts haben uns noch gezeigt, was man alles wie aus der Kokusnuss machen kann. Wofür die verschiedenen und auch die verschieden reifen Kokosnüsse genutzt werden können. Dazu gehören Wasser, Öl, Fudge, Milch und vieles mehr… Anschließend gab es noch eine Kräuterkunde-Tour durch die Pflanzenwelt der Insel. Damit sind wir jetzt perfekt fürs Überleben auf einer einsamen Insel vorbereitet – let’s go!

Am nächsten Tag geht es mit der nächsten Nussschale zu einem wunderschönen Korallenriff. Und zwar mit der großen Hoffnung Manta Rochen beim Schnorcheln aus unmittelbarer Entfernung zu sehen. Diese kommen bei Flut häufig zu einer schmalen Passage zwischen zwei kleinen Inseln, weil sich dort das Plankton sammelt. Entsprechend ist aber auch die Strömung durch die Meerenge extrem stark. An diesem Spot angekommen erklärt uns der Guide, wir nennen ihn einfach mal so, dass er uns aufgrund der Strömung auf der anderen Seite im Meer wieder einsammelt. Wir springen also wieder direkt aus der Nussschale in den Pazifik. Da wir ja mittlerweile Profis sind, lasse ich mich höchst spektakulär einfach rückwärts aus dem Boot fallen. Ich habe mich dabei super cool gefühlt, sah aber vermutlich eher aus wie Goofy im Sturzflug. Die Manta Rochen waren jedenfalls nicht beeindruckt, oder wollten sich aus anderen Gründen nicht zeigen. Die Info zu der Strömung hat uns dann beim Schnorcheln etwas die Angst genommen und es hat sich fast schon entspannend angefühlt auf den offenen Ozean getrieben zu werden. Es wäre hin und wieder aber auch nicht schlimm gewesen das kleine Boot in Sichtweite zu haben. Wie auch immer… Das Korallenriff und die Bewohner waren sehr beeindruckend. Teilweise haben wir uns in Schwärmen von unendlich vielen Fischen wiedergefunden, die in allen Richtungen an uns vorbei gedüst sind – einfach unbeschreiblich toll! 

Am Morgen des Abreisetags vom White Sandy Beach wurden wir beim Sonnenuntergangs-Schnorcheln noch einmal überrascht. Hanna zieht mir plötzlich stark am Bein. Ich drehe mich erschrocken um und sehe einen Hai langsam sehr nah an uns vorbei patrouillieren und wieder im dunklen blau verschwinden – ein gelungener Abschied!

Kurze Zeit später geht’s mit der Fähre zurück nach Nadi und am nächsten Morgen direkt zurück nach Auckland. Damit startet jetzt das Abenteuer in Neuseeland. 

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