In Sydney erwartet uns ein Feuerwerk an Aktivitäten. Jan und Nikol haben sich schon vor unserer Ankunft einen perfekten Plan überlegt uns so viele der kleinen Wundern Australiens, wie in diesen kurzen Zeitraum möglich, zu zeigen. Nach einem entspannten Flug holt Jan uns vom Flughafen ab und es geht zu den beiden nach Hause. Nikol ist gerade mit der Arbeit fertig und holt auf dem Weg nach Hause noch fix Pizza und dann gibt’s es ein leckeres Essen und einige Bier, etwas Rum und Whiskey.
Der nächste Tag ist ein Freitag, an dem sich Jan extra frei genommen hat, um uns Sydney zu zeigen. Der erste Stop ist eine Wanderung an der weltberühmte Küstenline mit Highlights wie der luxuriösen Walsh Bay, der beeindruckenden Harbour Bridge, der einzigartigen Oper und dem farbenfrohen Royal Botanical Garden. In dem Garden beobachten wir neben der faszinierenden Pflanzenwelt auch Eidechsen, Papageien und zu Hannas Freude auch Handflächen große Spinnen. Eine komplett andere Welt! Damit uns nicht langweilig wird, geht’s dann mit der Fähre von der Wasserseite aus an der Oper vorbei. Ein paar Steilküsten später kommen wir am, für uns ehrlich gesagt viel zu vollen, Manly Beach an. Wir sehen aber sofort, wieso Sydney so bekannt für seine Strände ist. Was darf aber für uns nicht fehlen? Natürlich ein super leckeres Eis.
Wir gönnen uns noch ein bisschen People-Zoo und sind erschrocken von der Popularität von Schönheitsoperation.
Da wir doch eher für Natürlichkeit sind geht’s also schnell weiter zur Cabbage Tree Bay auf den Water dragon Walk. Und dieser kurze Trail hält, was er verspricht. Schon nach den ersten paar Metern spotten wir den ersten größeren Wasserdrachen beim Sonne tanken. Diese bunten Echsen sehen sehr beeindruckend aus und erscheinen noch an diversen Spots dieses Trails direkt am Wasser. Wir treffen Nikol, nachdem sie mit der Arbeit durch ist, am Strand und machen einen, natürlich sehr kurzen, Stop bei der „4 Pines Brew Pub“ Brauerei. Jetzt sind wir rehydriert und bereit für unser Abendessen zum Sonnenuntergang an Jan und Nikols Lieblingsstrand. Danach fallen wir nach diesem sehr intensiven, aber wunderschönen Tag einfach nur noch ins Bett und freuen uns auf das Wochenende.
Denn am nächsten morgen geht es raus aus der großen Stadt und ab in die Natur. Die beiden haben sich für uns ein Wochenend Plan überlegt, an dem wir so viele der besonderen, australischen Tiere sehen, wie möglich. Nikol ist sogar regelrecht gestresst, dass der Plan auch aufgeht. Ich hatte zwischendurch das Gefühl, dass es für sie wichtiger ist, dass wir die Tiere sehen, als für uns selbst.
Unser kurzer, gemeinsamer Roadtrip startet mit einem Blowhole. An der Felsküste hat sich an diesem Ort ein Loch mit einer drunter liegenden Kammer gebildet. Sobald diese Kammer hoch genung mit Wasser gefüllt ist und eine große Welle genug Energie liefert, schießt das Wasser wie aus einem Geysir einige Meter nach oben aus dem Fels – super cool! Jetzt geht es zu einem Tier, das wir nicht mehr erwartet haben zu sehen: Rochen. Zwar keine Manta Rochen, die wir beim Schnorcheln auf den Fijis hätten sehen können, aber Stechrochen mit bis zu 1,5 m Größe direkt am Strand. Wir gehen vorsichtig bis zu den Knien vom Strand aus beim Jervis Bay in den Ozean und diese majestätischen Tiere kommen aus Neugier und sagen „Hallo“. Die Rochen kommen natürlich nur zu uns, weil wir so gut aussehen und es hat rein gar nichts damit zu tun, dass die Fischer in der Nähe ihre Fang Reste direkt in den Ozean entsorgen und somit natürlich alle möglichen Fische anlocken. Aber wie auch immer, für mich ist es ein sehr spannendes Erlebnis diese Tiere nicht nur aus der Nähe zu sehen, sondern sie sogar zu streicheln. Nikol wird von einem großen Exemplar überrascht, der einfach mal leicht an ihrem Fuß knabbern möchte. Und ich will nicht sagen, dass ihre Füße riechen, aber scheinbar haben die Füße geruchstechnisch eine Ähnlichkeit zu dem Fisch.
Damit wir rechtzeitig zur Dämmerung ankommen, geht’s jetzt zu unserem Campingplatz im Kangaroo Valley. Die Zelte stehen nach ein paar Minuten und dann geht es mit einem Bier ausgestattet auf eine kleine Wanderung. Denn das besondere an diesem Campingplatz ist, dass zur Dämmerung die nachtaktiven Wombats aus ihren Löchern hervor kommen. Dieses Beuteltier wirkt auf mich wie ein zu groß geratenes Meerschweinchen, dass von der Größe her gerne bei den normalen Schweinen mitspielen möchte. Die Tiere bewegen sich wie kleine Bulldozer über den Campingplatz und ignorieren fast alles in ihrem Weg. Für mich das eigentliche Highlight ist jedoch das Tier, was jeder sofort mit Australien verknüpft: Das Kangaroo. Auch die Kangaroos entspannen in der Hitze tagsüber und sind überwiegend morgens und abends aktiv. Wir sehen unsere ersten Kangaroos aus der Distanz und ich bin sogar ein wenig aufgeregt. Spätestens mit dem ersten Wallaby, eher etwas kleinere Kangaroos, weiß ich auch wieso. Ihr Kopf und der Blick aus dem hohen Gras heraus erinnern mich einfach komplett an Miko. Zurück an den Zelten machen wir uns eine leckere Gemüse, Lachs, Käse-Platte und genießen den Abend mit einem Gingerbier-Tasting und spannenden Gesprächen. Plötzlich steht Jan ohne ein Wort zu sagen auf und geht in der völligen Dunkelheit zu der nächsten Baumreihe. Er geht sich jedoch nicht erleichtern, sondern gibt uns mit der Taschenlampe ein Signal rüber zu kommen. Hanna und ich sind im ersten Moment nach wie vor etwas skeptisch in der Dunkelheit durch das Gras in Australien zu wandern, weil wir schlicht und einfach Angst haben, dass sich dort ein giftiges Tier verstecken könnte. Wir gehen aber zu Jan und er zeigt uns mit der Taschenlampe zwei im Baum sitzende Opossums, die uns genauso anstarren, wie wir sie und sich keinen Millimeter bewegen. Was für eine coole, unerwartetes Begegnung. An diesem Tag haben wir deutlich mehr Wildlife gesehen, als wir uns auch nur im geringsten erhofft hatten.
Ich stehe am nächsten morgen kurz vor der Sonne auf, um noch einmal eine Chance zu haben ein paar Tiere aus der näheren Entfernung zu sehen. Und ich habe Glück: Neben einzelnen Kangaroos, die nur wenige Meter an mir vorbei hüpfen, sehe ich noch zwei Wallabies. Eine Mutter mit einem Kleinen. Im Vergleich zu den Kangaroos haben die Wallabies aus meiner Sicht eine schönere, teils dunkel Braune Färbung. Ich beobachte die beiden für bestimmt eine halbe Stunde und genieße dabei die aufgehende Sonne. Und damit kommen nach und nach auch die ersten anderen Menschen aus den Zelten gekrochen und die Tiere ziehen sich wieder zurück. Die anderen Camper wundern sich bestimmt, wieso jemand so früh aufsteht nur um Kangaroos zu sehen. Aber ich bin völlig begeistert von ihnen und freue mich, dass ich den ruhigen morgen alleine mit ihnen genieße konnte.
Zurück in Sydney geht es auf den Coastal Ridge Walk im Kamany Botany Bay National Park in Kurnell. Der Trail geht oben entlang der aus Sandstein geformten Steilküste. Man kann von oben sehen, wie die Wellen unten an den Sandstein schlagen und ihn langsam, aber stetig formen. Jan hält dabei die ganze Zeit ausschau nach Schlangen, damit wir dieses für Australien typische Tier auch noch zu sehen bekommen. Er findet jedoch keine. Und ehrlicher Weise muss ich sagen, dass Hanna und ich nicht unglaublich traurig darüber sind. Abends sind wir von all den eindrücken und dem wenigen Schlaf völlig im Eimer. Und selbst damit haben Jan und Nikol gerechnet, weshalb wir sogar noch bekocht werden. Die Beiden und der Aufwand, den sie für uns hier betreiben sind einfach ohne Worte! Denn wir können am nächsten Tag ausschlafen und unseren letzten Tag in Sydney genießen, während die beiden früh hoch und arbeiten müssen.
Leider regnet es jedoch nahezu den gesamten nächsten Tag, wodurch wir einen Großteil unseres geplanten Tages am Strand eher im Bett verbringen. Wir merken aber schnell, dass uns das schlechte Wetter gar nicht so ungelegen kommt. Nach zwei Monaten mit unendlich vielen Eindrücken und ohne überhaupt mal zwei Nächte am gleichen Ort, kommt diese kleine Zwangspause sehr gelegen. Nachmittags geht es aber doch noch kurz zum Bondi Beach. Ein paar Souvenirläden später, wie kann es anders sein, haben wir uns unserer Meinung nach noch ein letztes Urlaubseis verdient. Und das Eis ist der Hammer. Das war vermutlich die beste Entscheidung des Tages. Den Abend lassen wir alle Zusammen beim Grillen mit ein paar Getränken ausklingen. Eines der Getränke ist von Jan selbst gebrannter Bananenschnaps aus Tschechien. Nach dem ersten Tropfen bin ich mir kurz nicht sicher, ob ich meine Sehkraft behalte, aber sonst war der ganz gut. Auf Nachfrage bekomme ich mit einem Schmunzeln die Info, dass der etwa 80 Umdrehungen hat – Hallelujah! Das erklärt dann auch die brennenden Lippen und die taube Zunge. Am nächsten morgen verabschieden wir uns schweren Herzens und hoffen, dass die beiden uns tatsächlich in Deutschland besuchen kommen. Damit geht unsere unglaublich schöne und intensive Zeit mit vielen wundervollen Begegnungen und neuen gewonnenen Freunden zuende.