Da die Feuer bedingten Sperrungen auf ganz Kalifornien ausgeweitet wurden, habe ich Matt und Headfirst davon überzeugt ein Road Trip zu starten. Es geht in einige der schönsten Nationalparks der Welt!
Matt, Headfirst und ich sitzen nach einigen Anläufen endlich in einem Mietwagen. Das Mieten eines Autos gestaltet sich recht schwierig, wenn Zwei keinen Führerschein vor Ort haben und der Dritte zwar den Führerschein hat, aber nur eine kanadische Debit Karte und keine Kredit Karte. Fix noch einen Tag damit verbringen zu versuchen eine Mietwagenversicherung zu erhalten – Danke Stromausfall!
Unser erster Stop nach nur einer Stunde Fahrt ist der Death Valley Nationalpark, das im Mittel heißeste Fleckchen Erde mit 55 °C. 13 Stunden später erreichen wir mitten in der Nacht den Yellowstone National Park. Nach ein wenig Schlaf geht’s dann los: Unzählige Geysire und Thermalquellen warten auf uns. Und das ganze in einer wie gemalten Berglandschaft mit wilden Büffeln und Elchen. Mein Highlight ist nicht der weltberühmte Old Faithfull Geysir, sondern die weltweit größte Thermalquelle: Grand Prismatic! Zusätzlich gibt’s noch den weltweit größten Geysir, Excelsior, und den höchsten Geysir, Steamboat, zu sehen. In dem Lamar Valley grasen riesige Bison Herden und mit einem Rudel Wölfe zeigt sich auch eines der großen Raubtiere dieser unfassbar abwechslungsreichen Landschaft. Es gibt hier noch so viel mehr zu sehen! Die Mammoth Hot Springs beeindrucken mit farbenfrohen, naturgebildeten Terrassen. Natürlich gibt es zusätzlich noch den riesigen, bunten Canyon mit einem 33 Meter hohen Wasserfall des Yellowstone Rivers – Wow! Zu guter Letzt könnte man noch Wochen an dem Yellowstone Lake verbringen. Dieses ist der größte Bergsee Nordamerikas auf über 2000 Metern über Null und mit einer Küstenlinie von 227 km. In meinen Augen ist das Gesamtpaket des ältesten Parks der Welt nicht zu übertreffen!
Der vergleichsweise kleine Grand Teton Nationalpark beeindruckt mit dem Jackson Lake, der Gezeiten versucht vorzutäuschen, vor dem rauen und steilen Grand Teton Gipfel. Riesige Bison Herden bewohnen die Täler drum herum.
Als nächstes auf der Liste: Zion Nationalpark. Das Wandern in den Narrows, einem sehr engen Canyon, ist für mich komplett neu und wunderschön! Nicht nur die steilen Wände an beiden Seiten sind beeindruckend, sondern auch der Fluss, der in diesem Canyon fließt. In den meisten Bereichen ist man gezwungen durch das Wasser zu wandern oder tiefer im Canyon sogar zu schwimmen. Das ist mal was anderes und macht richtig Spaß! Nach 5 Stunden in dem Fluss wird es jedoch langsam kalt. Die Angels Landing Wanderung verspricht dazu noch einen Klettersteig ähnlichen Trail. Die Tarantel in Handflächengröße auf dem Trail ist interessant, aber nicht gerade mein Favorit! Nur die Menschenmassen auf den Trail dämpfen die Erfahrung erheblich. Auf einen Trail für 10 Minuten an der gleichen Stelle zu warten, damit entgegenkommende Leute passieren können, macht einfach nicht so viel Spaß! Die Massen haben aber einen Grund: Eine wunderschöne Aussicht auf den Zion Canyon.
Der Grand Canyon beeindruckt mit seiner schieren Größe! Mit einer Breite von über 15 km und einer Länge von 450 km könnte man dort wochenlang diverse Trails wandern, Kajak fahren oder klettern. Für uns geht’s aber relativ schnell weiter, da wir die Informationen erhalten haben, dass viele National Forests wieder geöffnet werden sollen. Das letzte Highlight unseres Road Trips, nach einem entspannten Bad in heißen Quellen, ist die Pazifik-Küste Kaliforniens. Ab geht’s an den Strand! Und natürlich geht’s auf den Big Sur – wunderschön!
Am Ende haben wir in diesen paar Tagen über 6000 km mit dem Auto zurückgelegt. Das ist mehr als ich auf dem gesamten PCT wandere – abgefahren!
Matt bleibt bei seiner Entscheidung und verlässt die USA und damit natürlich auch den PCT entgültig. Wir setzen ihn in Los Angeles am Flughafen ab und dann geht’s zurück zum PCT.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemanden auf den Trail treffe, mit dem ich einen so großen Abschnitt wandern würde. Wir haben uns drei Tage nach dem Start das erste Mal getroffen und sind seitdem zusammen unterwegs. Es hat einfach gepasst – Danke für die geile Zeit!
Da er die Wüste jedoch vor zwei Jahren in Frühling schon gewandert ist, hat er keinerlei Motivation sich durch die aktuellen Bedingungen zu kämpfen. Dazu kann man sagen, dass der PCT Spuren hinterlassen hat. Er hat mir seine aktuellen Schmerzen aufgelistet und ich musste laut lachen, weil ich ihn zuerst nicht ernst nehmen konnte:
linker Fußballen
linker Knöchel
linkes und rechtes Schienbein
linkes Knie
rechtes Knie
rechte Hüfte
unterer Rücken bis Hüfte
mittlerer Rücken
rechte Schulter
Dazu muss man leider sagen, dass er tatsächlich nicht nur simuliert. Er hat Ermüdungsbrüche in beiden Schienbeinen und war im letzten Monat einige Male wegen seines Rückens beim Arzt. Den letzten, sehr anstrengenden Abschnitt in der Sierra hat er nur dank einer regelmäßigen Ibuprofen-Kur zu allen Mahlzeiten überstanden. Das einzige was jedoch wirklich hilft ist natürlich dem Trail zum Abschied noch einmal zu winken und dem Körper endlich etwas Ruhe zu gönnen. Also ab dafür!
Das wird vermutlich super seltsam komplett alleine auf dem Trail in der Wüste unterwegs zu sein, aber auch interessant! Die Herausforderung werden vor allem natürlich die Hitze und die Wasserknappheit. Gleich zu Beginn habe ich eine staubtrockene Strecke von 135 km ohne einen Tropfen Wasser vor der Brust – Yippie! Dazu noch diese ganzen wunderbaren Tiere, die ich so gerne mag: Schlangen, Spinnen, Skorpione, Bären und Pumas. Ich bin bereit für den nächsten Abschnitt in meinem Abenteuer – Auf geht’s!